Weltfragen
Die
Fragen
unseres
mittleren
Sohnes
bekamen
jetzt,
im
Alter
von
neuneinhalb
Jahren,
einen
völlig
neuen
Charakter.
In
den
Jahren
zuvor
befassten
sich
seine
Fragen
meist
mit
Themen
aus
Natur
und
Technik
oder
auch
Geschichte
und
Religion
und
waren
somit
für
uns
relativ
einfach
zu
beantworten.
Nun
änderte
sich
ziemlich
plötzlich
die
Qualität
seiner
Fragen,
wobei
er
nicht
mehr
ausschließlich
danach
strebte,
Faktenwissen
zu
erwerben,
sondern
größere
Zusammenhänge
zu
erfassen
versuchte.
War
er
zu
Hause,
dann
stellte
er
den
ganzen
Tag
über
Fragen,
welche
alle
mit
„Warum
…?“,
„Gibt
es
irgendwo
auf
der
Welt
…?“,
„Stimmt
es
…?“,
„Wann
…?“
oder
„Wie
heißt
das,
wenn
…?“
anfingen.
Viele
seiner
Fragen
–
wie
beispielsweise
„Wie
hieß
der
erste
Mensch?“,
„Wie
lange
dauert
es
mit
dem
Fahrrad
um
die
Welt?“,
„Wann
wurde
das
Rad
erfunden?“,
„Wer
kam
eigentlich
auf
die
Idee,
Fleisch
über
dem
Feuer
zu
braten?“
oder
„Wie
heißt
das,
wenn
der
Vater
nicht
die
Muttersprache
spricht?“
–
waren
einfach
nicht
zu
beantworten,
was
Benjamin
jedoch
nicht
akzeptierte
und
seine
Fragen
dann
rhythmisch
wiederholte.
Unser
Sohn
verfügte
nicht
über
die
Fähigkeit
einzuschätzen,
welche
Fragen
präzise
beantwortet
werden
konnten
und
welche
nicht.
Andererseits
fand
er
ungenaue
Antworten
äußerst
unbefriedigend.
Eines
Tages
erkundigte
sich
Benjamin:
„Mami,
gibt
es
mehr
Piraten
mit
Augenklappe
oder
mit
Holzbein
oder
mit
Haken
am
Arm?“
Normalerweise
erklärte
ich
meinem
Sohn
bei
einer
solchen
Frage
geduldig,
warum
man
so
eine
Frage
nicht
präzise
beantworten
kann.
Da
ich
aber
gerade
Pascal
dabei
half,
seine
selbst
zubereitete,
heiße
Pizza
aus
dem
Ofen
zu
ziehen,
antwortete
ich
flink:
„Ach,
Benjamin,
das
weiß
ich
doch
nicht.“
Mein
Sohn
wirkte
zuerst
verwundert,
rief
dann
aber
siegessicher
aus:
„Dann
geh
ich
eben
Papi
fragen.“
Leon
bezeichnete
diese
spezielle
Art
von
Fragen
als
„Benjamins
Weltfragen“.
Unser
mittlerer
Sohn
erinnerte
uns
zu
jener
Zeit
immer
an
den
kleinen
Roboter
Nummer
5
aus
dem
US-amerikanischen
Science-Fiction-Film
„Nummer
5
lebt!“,
welcher,
nachdem
er
von
einem
Blitz
getroffen
worden
war,
ständig
„Brauche
Input“
verlauten
ließ
und
sich
Wissen
in
einem
atemberaubenden
Tempo
aneignete.
Als
ich
Benjamin
einmal,
während
seine
Fragen
pausenlos
auf
mich
niederprasselten,
mit
diesem
Blechkumpel
verglich,
fand
er
das
„süß“.
Mehrere
Jahre
später
las
ich
meinem
Sohn
seine
Frage
bezüglich
der
Verstümmelungen
bei
Piraten
noch
einmal
vor.
Ohne
mich
ganz
ausreden
zu
lassen,
platzte
Benjamin
heraus:
„Na,
ich
glaube,
dass
die
meisten
Piraten
eine
Augenklappe
hatten.“
Ein
wenig
betrübt
registrierte
ich,
dass
er
immer
noch
nicht
erkannte,
wenn
eine
Frage
einfach
nicht
zu
beantworten
war.
Zumindest
machte
mir
seine
Antwort
aber
deutlich,
dass
er
inzwischen
verinnerlicht
hatte,
dass
es
auf
diese
Frage
keine
exakte
Antwort
gab,
denn
er
erklärte
mir,
dass
es
jedoch
keine
genauen
Aufzeichnungen
zu
diesem
Thema
geben
kann,
weil Piraten immer versteckt gelebt hatten.
© Inez Maus 2014–2024