in
autismus,
Zeitschrift des Bundesverbandes autismus Deutschland e. V., Nr. 78, Dez. 2014
mir freundlicher Genehmigung von Frau Dr. Wohlleben und Herrn Freese
Inez Maus
Anguckallergie und Assoziationskettenrasseln
Mit Autismus durch die Schulzeit
Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2014
Nach
einer
schwierigen
Zeit
mit
einem
Kleinkind,
das
sich
in
allen
Entwicklungsbereichen
so
anders
verhält,
als
man
es
erwartet,
wird
der
Eintritt
in
die
Schule
zu
einer
echten
Herausforderung.
In
diesem
zweiten
Buch
gibt
uns
die
Autorin
anhand
ihrer
Tagebuchaufzeichnungen
einen
Einblick
in
den
alltäglichen
Kampf,
den
Eltern
für
ihr
„besonderes“
Kind
mit
Pädagogen
und
anderen
Fachleuten
bestreiten
müssen,
um
das
Bestmögliche
zu
erreichen,
auch
wenn
sie
oft
selbst
nicht
sicher
sind,
was
dieses
Bestmögliche
denn
ist.
An
vielen
Beispielen
wird
geschildert,
wie
Benjamin
einerseits
interessengeleitet
lernen
und
ein
großes
Wissen
erwerben
konnte,
aber
bei
elementaren
Anforderungen
von
Schulwissen
scheiterte,
trotz
aller
Bemühungen
der
Eltern.
So
fehlt
auch
hier
bei
vielen
Fachleuten
noch
die
Kenntnis,
dass
besonders
Kinder
aus
dem
Autismusspektrum
mit
diesen
Problemen
zu
kämpfen
haben
und
nicht
die
falsche
Wissensvermittlung
durch das Elternhaus diese Fakten schafft.
„Als
Nächstes
regte
sich
Benjamins
Lehrerin
furchtbar
über
sein
‚abgehobenes
Wissen‘
auf,
wogegen
es
ihm
an
‚Basiswissen‘
mangele.
Entrüstet
berichtete
sie,
dass
er
ihr
den
Aufbau
des
Innenohres
haarklein
erklärt
habe,
und
endete mit dem Ausruf: ‚Wozu muss er das denn jetzt wissen?!‘“
Eindrücklich
wird
geschildert,
dass
noch
vor
der
Diagnosestellung
Entwicklungsfortschritte
in
der
Kommunikation
und
dem
sozialen
Verhalten
erreicht
werden
konnten,
wenn
es
gelang,
Benjamins
Denkweise
zu
verstehen
und
ausgehend
von
seiner Logik neue Handlungsschritte zu entwickeln.
Trotz
immer
wieder
gefühlter
Verdachtsmomente,
dass
bei
Benjamin
eine
autistische
Störung
bestehen
könnte,
trifft
die
endgültige
Diagnose
„High-functioning
Autismus“
Benjamins
Mutter
wie
„ein
Schlag
mit
dem
Holzhammer
…“
Das
Wechselbad
der
Gefühle,
das
Eltern
durchleben,
wenn
die
Diagnose
feststeht,
und
das
von
Erleichterung,
endlich
zu
wissen
und
sich
und
anderen
erklären
zu
können,
warum
sich
das
Kind
in
vielen
Situationen
so
seltsam
verhält,
bis
zu
tiefer
Verzweiflung
und
Ängsten,
was
denn
die
Zukunft
bringen
wird,
reicht,
schildert
die
Autorin
sehr
eindringlich
und
für
Fachleute und Eltern sehr gut nachvollziehbar.
Auch
wenn
nicht
zuletzt
mit
dieser
Diagnose
Benjamins
Wechsel
von
der
Sonderschule
in
die
Grundschule
vollzogen
werden
konnte,
waren
die
Probleme
damit
noch
nicht
beendet.
Die
Integration
in
eine
Regelschule
stellt
für
Schüler
mit
Autismus
eine
Herausforderung
dar,
der
Pädagogen,
Therapeuten
und
andere
Fachleute
einfühlend
und
offen
begegnen
müssen,
damit
es
für
alle
Seiten
erfolgreich
wird.
Benjamin
selbst
fühlte
sich
nach
dem
Wechsel
„glücklich,
dass
morgen
Schule ist“, „erschöpft vom Lärm der Schule“, „glücklich wegen Sonne und Ruhe nach der Schule“.
Auch
in
diesen
Punkten
bietet
das
Buch
Eltern,
aber
besonders
auch
Pädagogen
und
anderen
Fachleuten
Anregungen
für
den
Umgang
mit
Schülerinnen
und
Schülern
mit
Autismus.
Mit
dem
Wechsel
zu
Oberschule,
der
von
Benjamin
zu
großen
Teilen
selbst
bestimmt
wurde,
endet
das
Buch.
Der
„Zitatenschatz
von
Benjamin“
am
Ende
des
Buches
zeigt
in
erfrischender Weise die Kreativität und Denkweise von Menschen mit Autismus.
Dr. rer. medic Bärbel Wohlleben
© Inez Maus 2014–2024