Begegnung auf der
Bundestagung von autismus
Deutschland e. V.
Die
Hörprobe
„Ohne
Worte“
von
Player
Nr.
2
läuft
und
der
Tagungsgast
scheint
mit
Inhalt
und
Lautstärke
genauso
zufrieden
wie
seine
gespannt
lauschende
Nachbarin.
Nun
kann
ich
mich
der
Besucherin
zuwenden,
die
das
visuelle
Denken
erläutert
haben
möchte,
um
sich
danach
dem
dazugehörigen
Arbeitsblatt
widmen
zu
können.
Zwischendurch
reiche
ich
einem
weiteren
Besucher
das
Ansichtsexemplar
von
„Anguckallergie
und
Assoziationskettenrasseln“.
Obwohl
ich
gut
beschäftigt
bin
und
mehrere
Personen
gleichzeitig
meine
Aufmerksamkeit
fordern,
fällt
mir
ein
junger
Mann
auf,
der
im
größtmöglichen
Abstand
sehr
langsam
an
meinem
Stand
vorbeiläuft.
Er
trägt
eine
Hose
mit
vielen
Seitentaschen
und
ein
einfarbiges
T-Shirt.
Ein
Rucksack
bedeckt
seinen
Rücken.
Ein
inneres
Verlangen
lässt
mich
diesen
jungen
Mann
beobachten, bis er meinem Blickfeld entschwindet.
Im
Laufe
des
Nachmittages
taucht
der
junge
Mann
noch
einige
Male
an
einer
Tür
zum
großen
Saal
auf,
blickt
kurz
zur
äußeren
Ecke
meines
Standes
und
verschwindet
jedes
Mal genauso flink, wie er erschienen ist.
Einen
Tag
später,
es
befindet
sich
nur
eine
Person
am
Stand,
die
gerade
das
aktuelle
Arbeitsblatt
ausprobiert,
gönne
ich
mir
einen
verträumten
Blick
auf
die
vor
dem
Congress
Center
fließende,
im
Sonnenlicht
glitzernde
Elbe.
Plötzlich
steht
eben
jener
junge
Mann
vom
Vortag
unmittelbar
vor
mir.
Er
schaut
an
mir
vorbei
auf
die
Pinnwand
und
äußert:
„Gestern
um
10.30
Uhr
stand
da:
Na,
Benjamin,
hast
du
alles
wieder
mitgebracht?
–
Nein,
ich
habe
sogar
noch
einen
Euro
Schulden
mitgebracht.
–
Klammer
auf
nach
der
Klassenfahrt,
das
war
völlig
ernst
gemeint
Klammer
zu.
“
Dabei
zeigt
er
auf
das
Blatt
Papier
unter
der
Überschrift
„Benjamins
Zitatenschatz“.
Ich
bin
sprachlos
und
überlege
fieberhaft,
was
ich
darauf
antworte.
Aber
mein
Fast-Gesprächspartner
ist
bereits
zwei
Schritte
zur
Seite
getreten
und
nimmt
einen
der
drei
auf
dem
Tisch
stehenden
Player
in
die
Hand.
Ich
haste
ihm
auf
der
anderen
Seite
des
Tisches
hinterher
und
möchte
meine
übliche
Erklärung
zur
Funktion
des
Gerätes
abgeben.
Er
sagt:
„Ich
komme
schon
klar!“
Und
er
sagt
es
in
einem
Tonfall,
der
von
„Danke,
ich
brauche
keine
Hilfe“
bis
zu
„Nun
lassen
Sie
mich
doch
endlich
allein!“
jede
Interpretationsmöglichkeit
offenlässt.
Ich
ziehe
mich
so
weit,
wie
es
mein
Stand
zulässt,
zurück.
Nach
einer
gefühlten
Unendlichkeit
nimmt
der
junge
Mann
die
Kopfhörer
wieder
ab,
schaltet
den
Player
aus
(wobei
er
der
einzige
Tagungsgast
ist,
der
dies
getan
hat)
und
verschwindet
wortlos durch die nahegelegene Tür in den großen Saal.
Eigentlich
bin
ich
mir
sicher,
dass
sich
der
junge
Mann
bei
der
Wiedergabe
des
Zitates
nicht
geirrt
hat.
Trotzdem
verspüre
ich
den
Drang,
es
zu
überprüfen,
und
blättere
in
meinen
Unterlagen:
2.
Tag
–
zweites
Zitat
–
„Schulden
–
Klassenfahrt“!
Ich
bin
tief
berührt
von
der
Begegnung
mit
diesem
jungen
Mann,
dessen
Namen
ich
leider
nicht
lesen
konnte,
da
sein
Namensschild
verdreht
war,
denn
dies
hätte
mein Sohn Benjamin sein können.
© Inez Maus 2014–2024